Jakob Kaiser

 

Tag für Tag besuchen wir Schüler und Lehrer die Jakob-Kaiser-Realschule in Hammelburg. In der Pausenhalle kann man sogar an einem Gemälde des Mannes vorbei- gehen, nach dem unsere Schule benannt wurde. Doch wer war Jakob Kaiser überhaupt? Was hat er Besonderes getan, so dass sogar eine ganze Schule seinen Namen trägt?

 

Ein Grund dafür ist, dass Jakob Kaiser am 8. Februar 1888 in Hammelburg geboren wurde. Dort lebte er mit seinen Eltern und neun Geschwistern. In seinem christlich ge- prägten Elternhaus lernte er früh Verantwortung für seine Mitmenschen und für sich zu übernehmen, was ihn sein ganzes Leben lang prägen würde und zu seinem Enga- gement gegen die Nationalsozialisten führte. Zunächst lernte Jakob Kaiser wie sein Vater den Beruf des Buchbinders.

 

Im Laufe seiner Ausbildung kam er 1906 nach Nürnberg. Dort merkte er bald, dass die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse, besonders die schwierige Lage der Arbeiter, die oft unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und sehr hart arbeiten mussten, durch Gewerkschaften zum Besseren verändert werden können. Daher trat er dem Grafischen Zentralverband, einer christlichen Gewerkschaft, bei.

 

1912 – er war inzwischen Buchbindermeister – meldete sich Jakob Kaiser für einen speziellen Gewerkschaftskurs in Mönchengladbach an. Dadurch kam seine politische Karriere in Schwung: Er lernte den Generalsekretär der Christlichen Gewerkschaften Adam Stegerwald kennen und schaffte schließlich den Sprung vom Handwerker zu einem hauptberuflichen Gewerkschafter, der sein Leben ganz in den Dienst der Arbeiterschaft stellte.

 

Darüber hinaus engagierte sich Jakob Kaiser auch in der christlichen Zentrumspartei politisch. Gegen seine persönliche Überzeugung unterwarf er sich im Reichstag der Meinung seiner Fraktion und stimmte am 16. März 1933 für das Ermächtigungs-gesetz; welches den Nationalsozialisten letztendlich in die Hände spielte und es ihnen ermöglichte, an die Macht zu kommen. Diese bittere Erfahrung prägte ihn stark.

 

Noch im selben Jahr weigerte er sich, das von den Nazis geforderte Unterwerfungs-dokument für die Christlichen Gewerkschaften zu unterschreiben; er wurde deshalb aller seiner Ämter enthoben. Vergeblich versuchte er, dem bedrohlichen Zugriff der Nationalsozialisten auf die Gewerkschaftsbewegung durch die Gründung einer Einheits-gewerkschaft zuvorzukommen.

 

Im Geheimen entstand ein Widerstandskreis, in dem die Idee der Einheits-gewerkschaft verfolgt wurde. Jakob Kaiser galt den Machthabern nun als verdächtig und musste 1938 sieben Monate Gestapohaft erdulden. Mit anderen Gewerkschaftern schloss er sich den Männern der Widerstandsgruppe an, die am 20. Juli 1944 den Umsturzversuch wagten und unglücklicherweise scheiterten. Jakob Kaiser musste sich dort 10 Monate im Keller eines Siedlungshauses in Babelsberg bei Potsdam vor den Nazis verstecken, bis sowjetische Truppen 1945 Berlin befreiten.

 

Unmittelbar nach Kriegsende gehörte Jakob Kaiser zu den Mitbegründern der CDU in Berlin. Da er merkte, dass seine Partei in der SBZ (Sowjetischen Besatzungszone) nicht nach demokratischen Grundsätzen handeln konnte, ging Kaiser in den Westen und hoffte, von dort aus eine Brücke zwischen den zwei Teilen Deutschlands schlagen zu können.

 

Ein wichtiges Anliegen Jakob Kaisers war der Aufbau eines freiheitlichen Deutschlands. Daher arbeitete er im Parlamentarischen Rat auch an der Ausarbeitung des Grundgesetzes mit. Dieses Schriftstück hat sich bis zum heutigen Tag bewährt, so dass es mit einigen Änderungen heute noch genauso Bestand hat wie zu der Zeit, als Kaiser es mitentwickelte.

 

Sein ganzes Leben lang war die Wiedervereinigung Deutschlands ein zentrales Anliegen von Jakob Kaiser. Dafür setzte er sich unter anderem auch im Ministerium für Gesamtdeutsche Fragen unter Bundeskanzler Adenauer ein. Anfang 1957 erlitt er einen ersten Schlaganfall. Obwohl er sich eigentlich schonen sollte, arbeitete er politisch weiter. Im April 1957 bekam er einen zweiten Schlaganfall, der ihn gelähmt ans Bett fesselte.

 

Von nun an musste er das politische Geschehen vom Krankenbett aus verfolgen. Kurz vor seinem Tod forderte er noch einmal: Vergesst die Zone nicht. Er starb am 07. Mai 1961; den Bau der Mauer am 31. August 1961 brauchte er nicht mehr zu erleben. Damit klärt sich die Frage, warum unsere Schule mit Stolz den Namen von Jakob Kaiser trägt: Zeit seines Lebens hielt er an christlichen Werten fest, kämpfte gegen den Nationalsozialismus und engagierte sich für ein gemeinsames Deutschland.